For Philip Guston ist eine Komposition, deren Dauer uns zu einer Auffassung des Vergehens der Zeit zwingt, die absolut anders ist als die, die wir gewöhnlich mit dem Anhören eines Musikstücks verbinden. Man denkt sofort an die längeren Stücke, die in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts komponiert wurden, wie die von Kaikhosru Shapuri Sorabji, sein Opus Clavicembalisticum oder die Symphonic Variations for piano (man erzählt von neun Stunden Hörzeit) oder wie Road, eine neuere Komposition von Frederic Rzewski. Jenseits eines gewissen Ausmaßes – wie Bachs Goldberg-Variationen oder Die Kunst der Fuge, Beethovens Sonate Opus 106, die Symphonien von Mahler und Bruckner, etc. – implizieren Form und klangliche Emotion eine Vorstellung von syntaktischer Folgerichtigkeit, die durch der rieisgen Ausweitung des Projekts manchmal nur bei großen Einsatz beim Zuhören auf den verschiedenen Ebenen vernehmbar wird. Hier verlangt der Zauber des Klangs kein Bewusstsein, sondern Teilnahme, auf die schon Cage hinwies, als er dazu aufforderte, die Fenster zu öffnen und dem Leben zuzuhören. Wir müssen uns also fragen, ob das Sichanhören dessen, was geschieht, eine neue ästhetisch-narkotische Auffassung impliziert: Soll man allem zuhören, was ans Ohr dringt, und auf wie lange Zeit? Aber in Feldmans For Pilip Guston haben wir nicht mit dem zufälligen Klang des Lebens zu tun, sondern mit wunderschönen und äußerst feinen Filigranen, die erklingen und verklingen, mit einer anhaltenden Verführung, einem Beben von Gefühlen, was an Schuberts “himmlische Länge” erinnern könnte, abgesehen von der Notwendigkeit eines genauen, sogar geduldigen Zuhörens.
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